Bodeninstallation, 2005
36 x 12 x 1 m, Beton: Guss und Recycling, Rezeptionsforschung
Erich-Kästner-Straße in Halle (Saale) – Silberhöhe
Erich-Kästner-Straße in Halle (Saale) – Silberhöhe
Aus einem Plattenbaurest entsteht 2005 GRABUNGSSTAEDTE. Nach dem Abtragen der fünf Wohngeschosse bleiben die Wände des Kellergeschosses nach oben offen stehen. Für den Abfluss des Oberflächenwassers wurde die Bodenplatte mit zahlreichen Bohrungen versehen. Der Kellerraum ist auf eine Höhe von ca. 80 cm unter Oberkante der oberen Plattenkante verfüllt und kann dadurch ebenerdig betreten werden. Dafür wurde der durch den Abriss angefallene Beton vor Ort recycelt, in die Kellerebene eingebracht und verdichtet. Für die Bodenskulptur musste der Kellergrundriss baulich in ein „Normalgeschoss“ umgewandelt werden. Einzelne Zwischenwände wurden herausgenommen, andere mussten durch neu gegossene, bewehrte Betonplatten ergänzt werden; einige Türöffnungen wurden verschlossen und an anderer Stelle neue Öffnungen in den Beton eingeschnitten. Die Kellerfenster wurden mit Betonsteinen verschlossen. Insgesamt sind sechs Dreiraumwohnungen entstanden. Die obere Plattenkante ist nach dem Abriss nur partiell geglättet. Es bleibt der Charakter eines alten Hauses mit Gebrauchsspuren erhalten.
Nach der baulichen Umwandlung wurde die leere, nach oben offene Wohnhülle mit Möbeln aus Beton ausgestattet. 4 Couch, 6 Sessel, 2 Couchtische, 3 Esstische, 18 Stühle, 3 Schrankwände, 8 Betten, 5 Kinderbetten, 4 Herde, 4 Spülen und 4 Badewannen wurden in elf eigens hierfür angefertigten Stahlformen im Betonwerk Plötz gegossen. Einige Ensemble wie der Esstisch mit vier Stühlen, zwei Sessel mit Couchtisch und weitere Einzelmöbel sind auf je einem „Teppich“ aus Beton – ein 20 cm hohes Fundament – verankert. Die schwereren Möbel stehen einzeln unmittelbar auf dem Boden.
Dieses Bild für den Stadtumbau lässt Veränderung durch Nutzung und Korrosion zu. Die Jahre vergehen, Menschen nutzen die Grabungsstaedte als Treffpunkt, Kinder spielen, Besucher besichtigen den Grundriss oder nutzen die Sitzmöglichkeiten für ihren Aufenthalt draußen. Die Natur erobert sich immer mehr das Grundstück zurück, erste Bäume wachsen zwischen den Wänden. Der Prozess der Aneignung wird jährlich dokumentiert und in 2015/2016 in einer Rezeptionsforschung untersucht. Dazu erschien ein Katalog.
Mehr zur GRABUNGSSTAEDTE auch auf: grabungsstaedte.de